SOGAR DIE GLÜHBIRNE HAT IHR EIGENES DENKMAL

Im Jahr 2018 gründete Kateřina Tučková gemeinsam mit der Literaturhistorikerin Eva Klíčová und der Fotografin Sylva Ficová die Initiative Sogar die Glühbirne hat ihr eigenes Denkmal, in deren Rahmen sie auf den Umstand hinweisen möchte, dass sich in den Straßen der tschechischen Städte fast keine Skulpturen historisch bedeutender Frauen befinden. In Brünn findet man beispielsweise fast siebzig Statuen von manchmal auch kontroversen Männern, jedoch nur eine einzige weibliche Statue der Kommunistin Marie Kudeříková. Und zwar trotz des Umstandes, dass hier viele Frauen lebten, die sich um die Entwicklung und den guten Ruf dieser Stadt verdient machten.
Die Initiative zielt darauf ab, Entstehung von künstlerischen Artefakten, die an historisch bedeutende Frauen erinnern würden, anzuregen, auf diese Weise den Respekt gegenüber ihrer Rolle in der Geschichte zu fördern und den heutigen Mädchen und Frauen die Möglichkeit zu bieten, in den Straßen der Städte Vorbilder zu sehen, die sie auf dem Weg zu ihren eigenen Lebenszielen inspirieren könnten.
Die Initiative können Sie hier verfolgen: https://www.facebook.com/izarovkamasochu/

MEETING BRNO

Kateřina Tučková war die Gründerin, erste Präsidentin und Programmdirektorin des Multigenre-Festivals Meeting Brno, bei dem sich Vertreter von diversen Ansichten, Kulturen und Religionen treffen, um die sich aus der Geschichte und der Gegenwart ergebenden heiklen Fragen zu diskutieren. Die wichtigste Handlung der Veranstalter dieses Festivals war die Anregung einer offiziellen Entschuldigung gegenüber den Opfern des sog. Brünner Todesmarsches vom Mai 1945 anlässlich des Versöhnungsmarsches im Jahr 2015. Zwei Jahre später war es dann ein Treffen der überlebenden Mitglieder jüdischer Familien, die infolge der Enteignungen in der Nachkriegszeit ihr Vermögen verloren und die Tschechoslowakei verließen. Ihr Amt legte sie im September 2018 aus Protest gegen die Lockerung des ursprünglichen ethischen Kodex des Festivals, insbesondere wegen der Zusammenarbeit mit Sponsoren, die ihrer Ansicht nach den guten Ruf des Festivals schädigen würden, nieder. Mehr Infos finden Sie hier.

ARSKONTAKT UND KURATORISCHE AKTIVITÄTEN

Während des Hochschulstudiums fing Kateřina Tučková an, Ausstellungen ihrer Zeitgenossen zu organisieren, und gründete im Jahr 2004 das Projekt ARSkontakt – eine alljährig wiederkehrende Ausstellung, die der Öffentlichkeit Werke junger Maler und Grafiker präsentiert und mit Verleihung des ARSkontakt-Preises verbunden ist. In den Jahren 2005–2006 war sie als Kuratorin der gleichnamigen gemeinnützigen Galerie tätig, die sich auf die Präsentation der Werke der jüngsten bildenden Künstler orientiert, von 2010 bis 2018 leitete sie den städtischen Ausstellungssaal in Chrudim.
Bei ihrer Kuratoren-Arbeit beschäftigte sie sich mit der modernen und zeitgenössischen Kunst und arbeitete mit vielen tschechischen Ausstellungsinstituten, z. B. Akademie der Bildenden Künste in Prag, Fakultät der bildenden Künste der Technischen Hochschule in Brünn, Kunsthaus der Stadt Brünn, Mährische Galerie in Brünn, sowie mit mehreren privaten Galerien, wie zum Beispiel Prager Galerie Vltavín, u. a. zusammen. Zu ihren größten Kurator-Projekten gehören die Ausstellung Normale Malerei, die im Jahr 2008 im Prager Ausstellungssaal Mánes stattfand, ferner die Veranstaltung der Malervorführung der Akademie des Bildenden Künste Transfer, die in demselben Jahr in der Münchener Galerie Whitebox sowie im Tschechischen Nationalgebäude in New York stattfand, oder die Ausstellung der deutschen und tschechischen Künstler Our House Is Your House im Jahr 2009 in Prag, Dresden und München.
Mehr Infos finden Sie unter www.arskontakt.org.

ÜBERSETZUNGSTÄTIGKEIT

Die langsame Entfernung der tschechischen und slowakischen Sprache betrachtet Kateřina Tučková als einen großen Verlust für beide Kulturbereiche, daher beschäftigt sie sich neben ihrer Autorenarbeit ebenfalls mit Übersetzungen, damit die tschechischen Leser (vor allem die jüngere Generation) einen Zugang zu der Literatur ihrer slowakischen Nachbarn bekommen. Zu den von ihr übersetzten Büchern gehören Das fünfte Schiff von Monika Kompaníková (Verlag Větrné mlýny, 2012) oder Plätze im Netz (Argo, 2015) und Mezerovitý plod (Verlag Větrné mlýny, 2019) von Veronika Šikulová.